Geschätzter Stadtpräsident, geschätzte Stadträtin und Herren Stadträte, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste hier vor Ort und zuhause via Youtube, ich begrüsse sie und euch ganz herzlich zur ersten Sitzung im dritten Legislaturjahr.

Anfangs Juli ist in in der Zeitung „Südostschweiz“ in einer kleinen Randnotiz Folgendes zu lesen gewesen: „Glarnerin wird höchste Oltnerin“.

Ich muss ehrlich sagen, als wir vor ziemlich genau zehn Jahren nach Olten zogen, hätte ich mir dies nie träumen lassen. Umso mehr fühle ich mich geehrt und dankbar über das Vertrauen, dass ihr mir ausgesprochen habt. In erster Linie gilt dieser Dank meiner Fraktion, aber natürlich auch Euch allen. Für mich ist das ein beeindruckendes Zeichen der Offenheit und gelebter Integration in Olten. Es beweist, dass man nicht in Olten aufgewachsen und mit allen verwandt oder verbandelt sein muss um mitzureden und Verantwortung zu übernehmen.

Und doch gibt es da einen kleinen Wermutstropfen. Ein Grossteil der Oltner Bevölkerung kann weder politisch mitreden noch politische Verantwortung übernehmen. Zum einen sind das die ungefähr 3000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, oder knapp 15 % der Bevölkerung. Sie können nicht mitbestimmen, aber alles was wir bestimmen hat sehr grosse Konsequenzen für sie. Denn sie sind unsere Zukunft, sie müssen unser Handeln genau so wie unser Nicht-Handeln ausbaden. Darum müssen wir bei unseren Entscheidungen immer auch an sie denken.

Dazu kommt ca. 30 % der Oltner Bevölkerung, die nicht mitbestimmen können, weil ihnen der Schweizer Pass fehlt. Sie wohnen zwar hier, arbeiten hier und bezahlen hier ihre Steuern, doch mitreden können sie nicht. Auch an sie müssen wir bei unseren Entscheidungen denken. Auch sie wollen wir hier willkommen heissen damit ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Denn dies ist wohl das Ziel von uns allen hier: wir möchten ein friedliches und gutes Zusammenleben in Olten. Wir möchten die Stadt weiterentwickeln, so dass wir uns alle darin wohl fühlen. Umso mehr freue ich mich, dass der Stadtrat in seiner Halbzeitbilanz der laufenden Legislaturperiode angekündigt hat, uns bald einen Vorschlag für den Migrationsbeirat zu unterbreiten, damit auch bisher ungehörte Stimmen eine Stimme erhalten. Schauen wir die Vielfalt unserer Stadt als Reichtum an und lasst uns diese Vielfalt nutzen, um intelligente und vorausschauende Lösungen zu finden, die unserer Stadt weiter bringt.

Wenn man die heutige Traktandenliste anschaut, dann wird klar, dass es uns nicht an Ideen mangelt, wie man Olten weiterbringen könnte. Ich habe schon einige Stimmen gehört, die nicht so begeistert sind über die lange Traktandenliste und auch im Büro haben wir schon darüber diskutiert, dass wir auch in diesem Legislaturjahr wohl nicht darum herum kommen, ab und zu Doppelsitzungen durchzuführen.

Ich selber habe etwas ambivalente Gefühle der langen Traktandenliste gegenüber. Einerseits bin ich auch kein Fan von Doppelsitzungen. Es ist so schon schwierig genug, Job, Familie, Politik und Hobbies aneinander vorbei zu kriegen. Andererseits freue ich mich aber auch über diese Fülle von Vorstössen. Denn wir sind nicht nur hier um nur abzunicken, was der Stadtrat macht. Wir sind hier, um Ideen einzubringen, dem Stadtrat auf die Finger zu schauen und mit ihm zusammen die Stadt weiterzuentwickeln.

Dazu bitte ich Euch, Aufträge überlegt und breit abgestützt einzureichen. Und wenn möglich offene Fragen bereits vorgängig mit der Stadtverwaltung zu klären. Das ist zwar manchmal mühsam und braucht Zeit, würde aber den Prozess schlussendlich beschleunigen und Kosten bei der Stadtverwaltung sparen.

Im Gegenzug dazu bitte ich den Stadtrat die verbleibenden Anfragen aus dem Parlament gewissenhaft abzuklären und mit aller erforderlichen Sorgfalt zu beantworten. Ich hatte im vergangenen Jahr   manchmal den Eindruck, das dies nicht immer der Fall gewesen war.

Alls letztes habe ich noch einen Vorschlag, wie wir mehr Geschäfte innerhalb unseren Sitzungen abarbeiten können. Wenn jede und jeder ihr oder sein Votum nur um einen Drittel kürzt, so könnten wir in der selben Zeit fast das anderthalb Fache an Geschäften bearbeiten. Und wir alle wissen, dass die Konzentration der Zuhörerenden ziemlich schnell abnimmt. Neuste Studien sprechen gar von einer  Aufmerksamkeitsspannen von 8 – 15 Sekunden. 

Wie dem auch sei, ich hoffe ihr konntet mir folgen, auch wenn ich nun mehr als 8 – 15 Sekunden gesprochen habe. Ich fasse aber gerne nochmals meine Hauptbotschaften zusammen: Nehmt die Vielfalt von Olten als Chance und denkt bei den Entscheidungen an die Zukunft und nicht nur an die heutigen Gegebenheiten, lasst uns gescheite, wohlüberlegte Ideen einbringen, respektiert euch gegenseitig und lasst uns gemeinsam Olten weiterbringen, so dass sich alle Einwohnerinnen und Einwohner heute und in Zukunft wohl fühlen.

Yael Schindler Wildhaber, September 2023

Yael Schindler Wildhaber

Präsidentin Gemeindeparlament Olten