Jedoch bildete sich bald ein Grüppchen von Passant*innen bei der Alten Brücke und beim Oberen Graben, welche wiederum die anderen Velofahrer*innen vor der Polizei warnten und sie so vor einer Ordnungsbusse zu bewahren versuchten. Die meisten Velofahrer*innen hielten an und schonten so ihre Geldbörse. Und die Wenigen, welche mit überdimensionalen Kopfhörern auf den Ohren und mit gefühlt 50 Stundenkilometern vorbeiflitzten, ohne auf die Warnung zu hören, haben die Busse meiner Meinung nach auch verdient. Mir blieb diese Szene noch über längere Zeit im Kopf haften: Fremde Menschen werden vor einer Busse verschont, ohne dass die helfende Person selbst einen Nutzen davon trägt. Schon fast ein Akt zivilen Ungehorsams. Man solidarisiert sich mit Gleichgesinnten, welche das Fahrverbot wohl auch nicht verstehen können. Ein spontaner, gemeinsamer Protest gegen die Verkehrssituation der Zweiräder in Olten! Ja, die Polizei kann nichts für dieses Fahrverbot in der Oltner Altstadt. Und ja, vielleicht wäre die Auflösung dieses Fahrverbots auch nicht zwingend die beste Lösung. Doch die Altstadt und der Klosterplatz sind nur zwei Beispiele von neuralgischen Punkten in unserer Kleinstadt. Ich sage lediglich: Post- und Citykreuzung, die Anfahrt an den Sälikreisel vom Sälipark aus (mit dem wunderbaren 80cm breiten roten «Fahrradstreifen», welcher bei Regen glitschig wird wie nasses Laub) oder die Velo-Abstellsituation am Bahnhof auf der linken Aareseite. Hoffentlich wird ein Teil dieser Problemzonen bald mit dem Bau des neuen Bahnhofsplatzes gelöst. Doch die Verkehrssituation wird weiterhin beschäftigen, sowohl Politik und Wirtschaft, als auch uns Oltnerinnen und Oltner im Alltag. Die Zukunft braucht eine mutige Vision der Mobilität. Die Zeiten des motorisierten Individualverkehrs in den Städten ist längts vorbei. Immer mehr Menschen steigen aufs Fahrrad um, übrigens auch in Zeiten von Corona ein sicherer Wert (vom trauten Tandemausflug mit weniger als 1,5m Abstand mal abgesehen) und verzichten aufs Stau-Verursachen mitten in der Stadt. Basel macht es vor: In den nächsten Jahren werden dort rund 500 Parkplätze an strategisch ungünstigen Orten aufgehoben, um mehr Sicherheit für Velofahrerinnen und Velofahrer zu gewährleisten. Fahrräder und gute Fahrradwege sind dabei nur ein Teil des Mobilitäts-Puzzles: Mehr und bessere Sharingangebote für Cargobikes und erneuerbar betriebene Autos, aber auch eine intelligente Vernetzung der Ampeln, um spritintensives Stop-and-Go zu vermeiden, gehören dazu. Es gibt unzählige Möglichkeiten und Olten hat grosses Potenzial ein intelligentes Verkehrssystem zu erschaffen. Dieses Verkehrssystem ist ressourceneffizienter, nachhaltiger und nervenschonender. Durch kleine aber feine Protestaktionen der Oltner Bevölkerung, wie die anfangs beschriebene Szene, hoffe ich, wird der (Velo)-Weg geebnet für eine angenehmere Verkehrsführung für alle im Alltag. Damit ich in ein paar Jahren in Olten nur noch spontane Solidarität beobachten kann, wo es sie auch wirklich braucht.

Aus der Kolumne „Mein Olten“ von Lukas Lütolf (Co-Präsident der Jungen Grünen Olten)