Der Aprikosenbaum trägt schon volle Blüten, als ich vor zwei Wochen an einem sonnigen Tag aus dem Fenster schaue. Ein wunderbarer und zugleich bedrückender Anblick, haben wir doch erst anfangs März. Dazu kommt, dass der Boden rund um den alten Obstbaum staubtrocken ist. Ein sehr ungewöhnlicher, aber leider nicht überraschender Zustand.

Nach dem Hitzesommer von 2022 wäre ein niederschlagsreicher Winter umso wichtiger gewesen, jedoch kam es ganz anders. In den vergangenen Monaten ist nur ein Bruchteil des benötigten Regens und Schnees gefallen. In Teilen Graubündens herrscht striktes Feuerverbot, die Böden erhalten in grossen Teilen der Schweiz erheblich weniger Feuchtigkeit und die Gletscher haben über den Winter nicht den benötigten Schnee erhalten, um die Gletscherschmelze mindestens ein wenig abzuschwächen. Der fehlende Niederschlag im Winter hängt zwar nicht direkt mit der Klimaerwärmung zusammen, die Folgen durch häufigere und intensivere Hitzesommer werden aber umso fataler, wenn der Niederschlag ausbleibt.

Dieser Zustand hat ernste Konsequenzen für die Pflanzen- und Tierwelt sowie unsere Landwirtschaft und Wasserversorgung, wenn nicht die nötigen Massnahmen ergriffen werden – lokal sowie national. Es müssen mehr Flächen entsiegelt werden, damit das Wasser besser im Boden gespeichert werden kann, um später den Pflanzen zur Verfügung zu stehen. Wir brauchen einen schnellen und effizienten Umstieg auf erneuerbare Energien im Einklang mit dem Natur- und Landschaftsschutz. Das Klimaschutzgesetz, welches diesen Sommer zur Abstimmung kommt, macht einen wichtigen Anfang. In Olten wird gleichzeitig die Stadtklimainitiative lanciert. Dabei soll pro Jahr 1% der Gemeindestrassen für Grünbereiche und Langsamverkehr umgewandelt werden. Dafür werden Strassen entsiegelt und gleichzeitig klimafreundliche Verkehrsmittel gefördert.

Die Schweiz hat das Selbstverständnis als «Wasserschloss Europas» zu gelten. Lassen wir nicht zu, dass wir es in Zukunft in Frage stellen müssen.

 

Die Kolumne von Gian Baumann erschienen in der Neuen Oltner Zeitung vom 23. März 2023