Wo wachsen in Olten die Bäume in den Himmel?
Die Sommer werden je länger je wärmer. Sie heizen auch die Städte auf. Die Stadt Wien wollte es genau wissen. An einem der brütend heissen Sommertage mass sie an zwei innerstädtischen Strassen die Temperaturen: Je in der Mitte der Strasse sowie links und rechts einen Meter über dem Trottoir. Beide Strassen verliefen in genau derselben Himmelsrichtung, beide waren gleich breit und von geschlossenen Häuserreihen gesäumt. Die eine hatte in der Mitte eine Baumreihe, die andere nicht. Ergebnis: In der Strasse ohne Bäume war es bis zu 19 Grad heisser!
Olten ist nicht Wien, aber auch Olten kennt Tage mit Brutofenhitze. Doch welche unserer Strassen sind von Bäumen beschattet? Ja, es gibt durchaus positive Beispiele: Der Sockel der Stadtkirche, die Schützi, der untere Abschnitt der Aarauerstrasse, der Amthausquai. Wir haben aber leider auch viele unbefriedigende Situationen. Wenn die Pläne für ein neues Bauvorhaben aufgelegt werden, dann sind darauf meistens sehr schöne Computerbilder mit satten Baumkronen zu sehen. So war es auch in den Projektunterlagen zur Erneuerung der Tannwaldstrasse, für die das Parlament vor ein paar Jahren den Kredit genehmigte: Eine durchgehende Baumreihe beim Geländer auf der Bahnseite. Der Umbau ist längst fertig, die Bäume sucht man vergebens. Und wo sind die Bäume an der Kirchgasse? Ich höre das Gegenargument: Der Platz könne dann nicht mehr flexibel genutzt werden. Doch mit Verlaub: Marktstände und Chilbibuden können ganz gut um Stämme herum platziert werden. Und das Beach-Volleyball? Das würde sowieso an den „Beach“ gehören. In den letzten Jahren sind mehrere neue Quartiere mit grosszügigen Erschliessungsstrassen entstanden. Aber wo sind die Bäume? Warum hat es am Birkenweg keine Birke?
Wir Grünen fordern: Olten braucht mehr Strassenzüge mit durchgehenden Baumreihen. Und es darf nicht sein, dass unsere Baubehörde Bewilligungen für Neubauten erteilt, welche nicht einmal die Vorschriften des minimalen Grünflächenanteils einhalten.
Aus der NOZ Kolumne vom 28. August 2019