Elsa, Flora und Klara brauchen Gesellschaft
Mögen Sie Kunst und frische Luft? Dann lege ich Ihnen den Führer «Kunst in Olten» ans Herz: er beschreibt fünf Spaziergänge zu 83 Werken in der Stadt, darunter Skulpturen, Denkmäler und Wandmalereien. Das Werkverzeichnis weist eine breite Palette Kunstschaffender verschiedenster Disziplinen aus, die nebst ihrem unbestrittenen Können vor allem ein Merkmal teilen: fast alle sind Männer. Nur zwölf der Werke wurden von Frauen geschaffen.
Und die städtischen Denkmäler? Die sind soviel ich weiss allesamt Männern (z.B. Disteli, Munzinger), Ereignissen (z.B. Landesstreik, zweiter Weltkrieg) oder einer vielgeliebten Katze (Toulouse) gewidmet.
Bei den Strassennamen sieht es ähnlich aus. Von den rund 200 Strassen und Plätzen in der Stadt sind nur vier nach Frauen benannt und das ist grosszügig ausgelegt, denn nebst Maria Felchlin, der ein Platz gewidmet ist, gibt es noch je eine Elsa-, Klara- und Florastrasse, aber ich weiss nicht, ob es da lebendige Vorbilder gab, oder ob die Namen hier nicht eher dekorativen Charakter haben. Männer hingegen zieren immerhin 17 Strassenschilder und offenbar wichen die damaligen Namensgeber – etwa beim Bau des Adam Zeltner-Wegs – lieber auf auswärtige Helden aus, als eine Oltner Frau zu ehren. Nichts gegen Adam Zeltner. Sie wissen, was ich meine.
Unterdessen hat sich einiges getan, und das freut mich ungemein. So rannte zum Beispiel das Frauenstreik-Komitee im vergangenen Sommer bei der Stadt offene Türen ein mit ihrer Forderung, die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum zu erhöhen. Ich kann aus gut informierter Quelle berichten, dass für neu geplante Strassen und Plätze ein paar unglaublich spannende historische Figuren im Rennen sind. Lilian Uchtenhagen sollte übrigens auch bald zum Zug kommen – Felix Wettsteins Postulat zu deren Würdigung wurde 2017 überwiesen.
Was die Kunst in Olten angeht, hoffe ich, dass einfach laufend neue Werke hinzukommen und sich das Geschlechterverhältnis so irgendwann ausgleicht: mehr Kultur geht ja immer.