Bei strahlendem Herbstwetter spaziere ich durch Olten um meine Einkäufe zu erledigen. Von allen Seiten buhlen elektronische Werbetafeln um meine Aufmerksamkeit, mittlerweile sind es in der Stadt bestimmt deren hundert. Ob es den Passanten bewusst ist, dass jeder einzelne Werbebildschirm im Dauerbetrieb den Strom eines ganzen Haushaltes wegfressen kann? Im Supermarkt angekommen, fröstelt es mich. Die kalte Luft aus den offenen Kühlregalen schleicht mir entgegen. Jeder Laufmeter dieser Milch-, Käse- und Fleischregale frisst ebenfalls den Strom eines Haushaltes weg und in Olten sind bestimmt über 100 Meter davon in Betrieb. Dann beim Schwaz vor der Kasse erfahre ich, dass die Kunsteisbahn bereits seit Anfang Oktober geöffnet sei, dies bei 20 Grad Aussentemperatur. Da dürfte sich Strom für weitere hundert Haushalte verflüchtigen. Gleichzeitig wird uns vom Bund täglich eingetrichtert, dass wir Strom sparen sollen und dass wir diesen Winter vielleicht stundenweise im Kalten und Dunkeln sitzen werden. 

Liebes Gewerbe von Olten, bitte helft mit Energie zu sparen, auch wenn ihr dank langfristigen Energieverträgen den Kostenanstieg noch nicht direkt spürt. Schliesst eure Kühlregale mit Glastüren, lasst die Werbeanzeigen ruhen und öffnet die Eisbahn erst, wenn es die Aussentemperaturen zulassen. Und dann sprecht laut über euer Tun und spornt alle anderen zu weiteren Taten an. 

Liebe Einwohner:innen von Olten, nehmt die Energiekrise ernst, freut euch über abgestellte Werbebildschirme und geschlossene Kühlregale. Gemeinsam müssen wir alles tun, um nicht nur eine Energiemangellage, sondern eine Klimakatastrophe zu verhindern.

Yael Schindler-Wildhaber, Gemeinderätin

Erschienen in der Neuen Oltner Zeitung vom 4. November 2022