Die bürgerliche Mehrheit sah sich nach einem guten Jahrzehnt uneingeschränkter Deutungshoheit erstmals in einer Situation, in der sie Zugeständnisse machen musste. Es wäre aber absolut verfehlt zu behaupten, es seien nicht auf beiden Seiten das politischen Spektrums Abstriche gemacht worden. Entscheidend ist, dass sich das Parlament nach Jahren des Zauderns dazu bekannte, jahrelang versäumte Sanierungen und Investitionen endlich auszuführen und nicht mehr länger mittels Tiefsteuerstrategie vor sich her zu schieben. Selbst mit 112 % für natürliche Personen bewegt sich die Stadt – als Zentrumsstadt, wohlgemerkt – nach wie vor über sechs Prozent unter dem kantonalen Mittel.

Man muss kein Rechengenie sein, um zu verstehen, dass sich Olten auch mit der beschlossenen Erhöhung immer noch in einem relativ komfortablen Bereich bewegt. Gleichzeitig ist der Berg angehäufter notwendiger Investitionen seit dem Alpiq-Debakel und der darauf folgenden finanziellen Radikaldiät auf ein geradezu erschreckendes Volumen angewachsen. Dass die SVP nun ein Budgetreferendum ankündigt legt nahe, dass die Partei mehr an Machtspielen und Wahlerfolgen interessiert ist als am städtischen Gemeinwohl. Die Folgen eines Groundings wären für die Stadt ganz erheblich. Ein durch das Referendum ausgelöster Ausgabestopp würde nicht nur den Schulbetrieb behindern und erneut die Planung des dringend benötigten Schulhauses verzögern, sondern zum Beispiel auch den Betrieb der Eissporthalle gefährden. Nun wies die Ratslinke bekanntlich die Vorlagen der Sportpark AG aus formalen Gründen zurück, aber es spricht nichts dagegen, dass diese Vorlagen nach der gewünschten Überarbeitung wie geplant an die Urne kommen. Ein Referendum hingegen stoppt jeglichen Geldfluss, was das Auslösen von im Budget bewilligten, dringenden Investitionskrediten für das Kleinholz verunmöglichen würde. Die Stadt kann sich einen Steuerfuss, der zehn Prozentpunkte unter dem kantonalen Mittel liegt, schlicht und ergreifend nicht mehr leisten. Den Oltnerinnen und Oltnern etwas anderes vormachen zu wollen, ist unverantwortlich.