Kolumne von Martin Räber: Gas geben
In der NOZ-Kolumne „Blickwinkel“ schreibt der Oltner Gemeindeparlamentarier Marin Räber über die Ökonomie der Energiewende.
Was früher nach Widerspruch klang, ist heute wissenschaftlich fundiert: Treiben wir die Energiewende schneller voran als vom Bund vorgesehen, profitiert auch die Wirtschaft zusätzlich. Eine aktuelle Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung errechnet eine um über 80% erhöhte inländische Wertschöpfung, wenn die Treibhausgasemissionen bis 2035 auf netto null gesenkt werden und nicht erst bis 2050. Warum? Wir schaffen Arbeitsplätze, sparen Energiekosten und werden dabei erst noch unabhängiger von ausländischen Ressourcen. Wir tun also gut daran, einen Gang höher zu schalten und kräftig Gas zu geben beim Reduzieren der fossilen Energieträger.
In der Septembersitzung des Oltner Gemeindeparlaments wurde dem Stadtrat der Auftrag erteilt, eine Strategie zu erarbeiten für ein klimaneutrales Gasnetz der Oltner Stadtwerke sbo bis 2030. Eins ist sicher: Ein Gasnetz kann nur mittels grünen Wasserstoffs – erzeugt mit erneuerbarem Strom – wirklich klimaneutral betrieben werden, da zu wenig Biogas in der Schweiz produziert werden kann. Auf ausländisches Biogas zu setzen, ist aber Augenwischerei, da man einfach Zertifikate einkauft. Dieses Geld setzen wir besser für echte Massnahmen hier in Olten ein.
Das Gebot der Stunde lautet also, die Produktion von erneuerbaren Energien schnell und lokal voranzutreiben. Dabei kann der von uns lancierte „Klimarappen“ einen wichtigen Beitrag leisten: Alle Oltner Stromkund:innen beteiligen sich verbrauchsabhängig mit etwa 30 Franken pro Jahr und Haushalt an den Investitionen in Photovoltaik-Anlagen. Sie werden aber an den Erträgen beteiligt und erhalten so die Mehrkosten rückerstattet. Wer seinen Stromverbrauch etwas reduziert, bezahlt gar keinen Aufschlag, profitiert aber dennoch von den Rückvergütungen.
Ist das realistisch? Ja, denn Städte wie Zürich und Basel haben bereits eine zusätzliche Abgabe auf den Strombezug für Energieeffizienz und erneuerbare Energien – dies zum Wohle aller.
Erschienen in der Neuen Oltner Zeitung am 27.10.2021