Stellen Sie sich vor, Olten würde alle Parkplätze aus dem Zentrum in bis zu 1.4 km Gehdistanz an den Stadtrand verlegen. Unzumutbar, würden Sie denken. Doch exakt diese Gehdistanz werden wir künftig einigen der Oltner Kindergartenkinder bis zu viermal täglich aufbürden.

 

Es ist der «politische Wille» in Olten, in absehbarer Zeit die Kindergärten Frohheim und Hübeli aufzuheben. Sie sollen mit der ersten und zweiten Klasse und wenn möglich mit Tagesstrukturen an wenigen Standorten zusammengelegt werden. Der freiwerdende Schulraum Frohheim wird dann für die Oberstufe umgenutzt, welche dringend Platz benötigt. Dieser Plan wird nun mit dem Bau des Schulhauses Kleinholz und einem Ausbau im Bannfeld vorangetrieben. Da jedoch beide Schulhäuser am Stadtrand liegen, werden dadurch die Schulwege für viele Kinder deutlich länger, so zum Beispiel für alle Kinder aus dem Stadtzentrum oder dem Hagmattquartier, im Extremfall bis zu 1.4 km.

 

Persönlich tut mir dieser Entscheid weh. Im städtischen Umfeld sind Gehdistanzen von über einem Kilometer und über vielbefahrene Hauptstrassen für vier- und fünfjährige Kinder nicht alleine zu bewältigen und werden insbesondere berufstätige Eltern zusätzlich fordern. Auch viele innerstädtische Kitas werden dadurch zusätzlich belastet. Von Seiten der Stadt sind Auffangmassnahmen wie Pedibusse oder finanzierte Schülertransporte angedacht. Dabei ist gerade der eigenständige Schulweg so wertvoll für die Entwicklung der Kinder!

 

Leider, so scheint es, ist dies beschlossene Sache. Ich hoffe aber, wir können mit demselben Massstab messen, wenn einst der Munzinger- und der Klosterplatz von den Parkplätzen befreit werden sollen. Bisher galt die Gehdistanz von 200 m von der Altstadt zur Parkfläche in der Schützenmatt als nicht zumutbar. Vielleicht können wir dann auch Pedibusse organisieren?  

Yael Schindler-Wildhaber, Parlamentspräsidentin

Erschienen in: Neue Oltner Zeitung, 05.05.2023